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Gewechselt wird in zwei Jahren

26. Januar 2024

Der Zuger Kantonsrat verlangt einen Wechsel der Revisionsstelle der Kantonalbank. Die aktuelle wird das Mandat verlieren.

Harry Ziegler

Eigentlich wäre die politische Bestätigung der aktienrecht­lichen Revisionsstelle einer

Kantonalbank bestenfalls eine Randnotiz. Nicht so am Donnerstag im Zuger Kantonsparlament. Grund: Der Regierungsrat bat dieses um die Bestätigung seines Entscheids der Wahl der Pricewaterhouse Coopers (PwC) als aktienrechtliche Revisionsstelle der Zuger Kantonalbank (Zuger KB). Dies, obwohl das Parlament 2020 und 2022 einen Wechsel der Revisionsstelle

angemahnt hatte.

Insbesondere die Mitte-Fraktion äusserte via ihren Sprecher, Kantonsrat Kurt Balmer (Risch), und mit Unterstützung der GLP-Fraktion ihren Unmut. «Dieses Geschäft hat in unserer Fraktion zu grösseren Diskus­sionen geführt», erklärte Balmer. «Wir haben uns daran erinnert, dass bereits im Januar 2020 in diesem Rat eine intensive Diskussion über die Bestätigung der Revisionsstelle stattfand.» Damals hatte der ehemalige Mitte-Kantonsrat Markus Simmen (Neuheim) verlangt, dass die PwC ausgewechselt werden müsse.

Der Wille des Rats

war klar

«Zudem», so Balmer, «hat der Kantonsrat nach einem Votum von alt Kantonsrat Alois Gössi (SP/Baar), der in diesem Thema quasi etwas die Themenführerschaft innehatte, die Bestätigung teilweise verweigert und erst nach einem Rückkommensantrag bis zur GV 2022 bestätigt.»

So, wie er, Balmer, die Vorgänge von damals verstehe und nach Konsultation der massgebenden Protokolle, «war es 2020 der Wille des Kantonsrats, die Revisionsstelle zu wechseln und nicht einfach nur – wie das der Finanzdirektor interpretierte – eine Neuausschreibung vorzunehmen».

Um das Resultat der Debatte von 2020, dass ein Wechsel der Revisionsstelle jetzt angezeigt sei, zu untermauern, zitierte Balmer den ehemaligen Mitte-Kantonsrat Heini Schmid (Baar) aus dem Protokoll: «Der Kantonsrat will einen Wechsel der Revisionsstelle auf den nächsten sinnvollen Termin hin.» Laut Balmer habe damals der Regierungsrat Schmid nicht widersprochen.

Dass die politische Arbeit nicht immer konsequent der gleichen Linie folgt, bewies das Parlament im November 2021, als es entgegen den Protesten von alt Kantonsrat Alois Gössi die PwC erneut als aktienrechtliche Revisionsstelle bestätigte. Damals wie heute sagte Finanzdirektor Heinz Tännler, die PwC habe an der Ausschreibung am besten abgeschnitten.

Warnung

vor Reputationsschaden

Tabea Estermann (GLP/Zug) erklärte, sie arbeite als Revisionsspezialistin und könne aus Erfahrung bestätigen, dass ein langjähriges Verhältnis zwischen Revisor und Revidiertem zu einer Beeinträchtigung der Unabhängigkeit führen könnte. Zudem erwähnten sie und Balmer, dass die PwC die Revisionsgesellschaft der Credit Suisse gewesen sei. Das hinterlasse ein mulmiges Gefühl. «Schliesslich haftet der Kanton für die Bank», so Estermann. PwC ist seit 1994 aktienrechtliche Revisionsstelle der Zuger KB.

SVP-Fraktionschef Philip C. Brunner zeigte sich überrascht, dass seine Fraktion erst am Mittwoch vom Ansinnen der Mitte erfahren habe. Das sei gegenüber der Bank und dem Regierungsrat unfair. «Man kann der Mitte hier einen gewissen Populismus nicht absprechen. Aber Seriosität sieht anders aus», so Brunner. Er wies darauf hin, dass eine Mehrheit der Kantonalbanken mit PwC zusammenarbeite. Diese habe die entsprechende Erfahrung.

Michael Arnold (Baar), FDP-Fraktionschef und Revisionsexperte, erklärte: «Wenn wir die Revisionsstelle ohne Not wechseln, dann wären wir auch für einen allfälligen Reputationsschaden verantwortlich.» Aber: «Bank und Regierung sollen durch die erneute Diskussion sensibilisiert werden.»

Das Zuspiel Arnolds nahm Finanzdirektor Heinz Tännler auf, der zugab, vom Thema auf dem linken Fuss erwischt worden zu sein. In der neuen Ausschreibung habe die PwC wiederum das beste Angebot gemacht. Und wurde entsprechend gewählt. Es macht ja keinen Sinn, dann den Zweitbesten zu wählen. Und ja, nach den vergangenen Diskussionen hätte man sich überlegen können, ob man die PwC wieder einlade.

Tännler warnte davor, die PwC nicht zu bestätigen. Bis eine neue Stelle gefunden würde, dauere es mindestens neun Monate. In diesem Fall hätte die Bank einen Reputationsschaden zu gewärtigen. Unter anderem, weil dann die Finma in der Bank vorstellig werde und wissen wolle, was da abgehe.

Tännler schlug dem Parlament vor, die PwC für weitere zwei Jahre zu bestätigen. «Dafür garantiere ich, dass bei der nächsten Ausschreibung die PwC nicht eingeladen wird. So haben wir in zwei Jahren eine neue Revisionsstelle und genug Zeit für einen sauberen Übergang.» Das Parlament bestätigte schliesslich die PwC als aktienrechtliche Revisionsstelle mit 47 zu 24 Stimmen bis 2025.