Gymnasialquotenentscheid im Kantonsrat – eine Nachlese
14. Juli 2022
Gymnasialquotenentscheid im Kantonsrat – eine Nachlese
Der Kantonsrat hat am 7. Juli einen historischen Entscheid gefasst und grundsätzlich beschlossen, wiederum eine Eintrittshürde oder andere noch zu bestimmende Massnahmen für das Gymnasium einzuführen. Dass er dabei die sogenannte Gymnasialprüfung nicht favorisierte, gilt es zu berücksichtigen. Nach einer längeren Debatte war aber offenbar allen klar, dass es so im Kanton Zug nicht mehr weiter gehen kann. Unsere verschiedenen verantwortlichen Gremien waren angesichts der stark steigenden Gymnasialquoten scheinbar mindestens teilweise in einer Schockstarre und haben sich sogar im Hinblick auf die Motionsdiskussion im Kantonsrat vorgängig negativ eingebracht. Eigentlich hätte ich beispielsweise vom kantonalen Bildungsrat einen aktiven Beitrag zur zukünftigen Bildungspolitik erwartet und nicht nur eine «Igelpolitik». Der Bildungsrat und auch die kantonale Schulpräsidentenkonferenz können nun die Chance packen und zusammen mit dem Regierungsrat –hoffentlich möglichst bald- dem Kantonsrat eine geeignete gesetzliche Lösung vorlegen. Es existieren dazu bereits verschiedene Vorschläge. Gleichzeitig ist aber aus heutiger Sicht auch zu erwähnen, dass die zukünftige materielle Debatte mutmasslich wiederum unter Berücksichtigung der aktuell kaum mehrheitsfähigen Prüfung geführt wird. Denn jegliche kantonsrätliche Kommission kann zukünftig eine Prüfungsvariante wieder ins Spiel bringen kann. Das wäre definitiv auch nicht eine Verletzung der Spielregeln oder eines demokratischen Entscheides. Vielmehr hat das knappe Abstimmungsergebnis im Kantonsrat gezeigt, dass noch nicht sämtliche Würfel gefallen sind. Formell hat auch der Kantonsrat zwar die umfassende Motion nur in einem Teilbereich erheblich erklärt. Jedoch darf man getrost behaupten, dass dieser Vorentscheid bei der zukünftigen Priorisierung nur gebührend (aber immerhin) mit zu berücksichtigen ist. Aber es ist doch auch klar, dass in zirka 3 Jahren oder –mit einer Fristverlängerung sogar noch später- die Situation mit der Gymnasialquote im Kanton Zug sich auch durchaus noch verschärfen könnte und die Würfel pro oder kontra Gymnasialprüfung noch nicht definitiv gefallen sind; zumal dem Regierungsrat zugegebenermassen heute eben leider überhaupt kein Instrument zur Steuerung des Übertrittsverfahrens zur Verfügung steht. Es entscheiden heute praktisch allein die Eltern zusammen mit den häufig sehr unter Druck stehenden Lehrpersonen.
Anerkannte Autoren und Wissenschaftler reden heute einerseits von schleichender Aushöhlung unseres dualen Bildungssystems und fehlender Wertschätzung von nicht akademischen Berufen, andererseits von Massenunis und –gymnasien sowie Qualitätsschwund an diesen Bildungsstätten. Ich muss diesen Autoren leider recht geben und bin wirklich froh, dass der Kantonsrat Zug die Zeichen der Zeit erkannt hat, die ihm obliegende Verantwortung wahrnimmt und nebst der Förderung von Talentschmieden auch wieder den dualen Bildungsweg hinreichend wertschätzt.
Kurt Balmer, Kantonsrat Die Mitte, Risch